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Tagebucheintrag 5-005 – Radio Wien

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Sonderausstellung Radio Wien – ORF-Funkhaus Wien/Heiligenstadt | 2025

“Der weitere Auftrag”

Copyright 2025 by Photographics | Matthäus Häupl, Wien

Nach dem ich diesen doch ein wenig kleinen Schock, mit dem „man hat mich jetzt im ganzen Land hören können“, wieder halbwegs verdaut gehabt habe, sind der Robert und ich in den vierten Stock hinauf gefahren, denn er wollte mich zur Entschädigung erst mal auf ein ordentliches Mittagessen einladen. Außerdem hatten wir ja eh auch noch eine ganze Menge zu besprechen bezüglich dessen, wie es jetzt in den nächsten Wochen so weiter gehen wird und was dabei alles meine Aufgaben sein werden. Die hauseigene Kantine ist wirklich super, muss ich sagen. Ganz oben im Gebäude untergebracht, hat man von dort einen wunderschönen Ausblick auf die Hausberge der großen Stadt. Auf einem steht sogar so eine große Sendeantenne drauf. So eine habe ich ja erst letztens mit dem Herrn Oberst auch einmal besuchen dürfen. Na und vom Essen wollen wir gar nicht reden. Das war regelrecht ein Traum. Nicht umsonst haben die das auch in ihrem Namen verwendet, denn eines hat man wirklich bemerkt, die wissen mit dem Kochgeschirr ordentlich umzugehen.

Während unserem deftigen Schmaus, es gab heute Schweinefilet-Medaillons im Speckmantel mit Rahmgurken, Linsen-Dal und Salzerdäpfeln, hat mir Robert die weitere Vorgehensweise genau erklärt. Als erstes werden wir heute einmal bei der Redaktionsbesprechung am Nachmittag teilnehmen. Dort entstehen jeden Tag die neuen Ideen für die Beiträge und die jeweiligen Aufgaben werden anschließend an die einzelnen Mitarbeiter verteilt. Danach machen wir uns gemeinsam ein wenig Kopfzerbrechen, wie wir das Ganze umsetzen werden, um dann mit der eigentlichen Durchführung beginnen zu können. Nebenbei hat mich der Robert auch noch fast all seinen Kollegen vorgestellt. Da waren Leute dabei, die nur Beiträge gestalten, andere machen Beiträge und moderieren diese auch selbst, dann gibt es noch Spezialisten für spezielle Themen, wie zum Beispiel das Wetter und außerdem auch noch ein paar Praktikanten wie mich, deren Aufgabe es vorerst nur ist, ein wenig zuzuarbeiten, mitzulaufen und zu lernen. Bei letzterem war ich dann schon ein wenig erleichtert, denn das bedeutete, dass ich das, von dem ich jetzt noch keine Ahnung habe, eh nicht wirklich alleine bewerkstelligen muss. Ich hoff, der Robert schmeißt mich nicht wieder irgendwann mal in so ein kaltes Wasser wie vorhin. Aber ich denke, das wird schon gut gehen.

Um zwei Uhr sind wir dann gemeinsam in Richtung Redaktionssitzung aufgebrochen. Bewaffnet mit Block und Bleistift sind wir in dem kleinen Raum angekommen, in dem das Team schon rund um einen großen Tisch versammelt war. Ich wurde äußerst freundlich begrüßt und Robert hat mich allen als die neue Praktikantin für die nächsten Wochen vorgestellt. Mir war das ein wenig peinlich in dem Moment, die haben sich aber eh gleich drauf auf die anstehenden Themen konzentriert und so war ich relativ schnell auch schon ein akzeptiertes Mitglied im Team. Ich hab halt vorerst nicht wirklich etwas mitbekommen, um was es bei den ganzen angeregten Diskussionen gegangen ist, darum habe ich mich vorerst einmal darauf konzentriert, alles möglichst genau mitzuschreiben. Vielleicht kann man es ja später noch mal brauchen. Die Stimmung war gleichzeitig konzentriert und kreativ. Ab und zu ist einer aufgestanden und hat sich eine neu Tasse Kaffee geholt, nicht aber ohne auch beim Gehen weiter aktiv an der Diskussion teilzunehmen. Man hat richtig gemerkt, all die anwesenden Personen haben eine ganze Menge Ideen im Kopf. Jetzt weiß ich auch, warum sich die jeden Tag zu einer Besprechung treffen müssen. Das alles kann man ja bei einer einzigen in der Woche gar nicht durchbringen.

Und dann hat auf einmal der Robert das Ruder in die Hand genommen. Er hat sich zu der Tafel, die mit weißem Papier behängt war, gestellt und hat erst mal angefangen zu erzählen, was es mit mir und meinem Praktikum in den nächsten Tagen so auf sich hat. Da war natürlich auch die peinliche Geschichte mit dem Rundfunktaxi dabei, meine ganzen Erlebnisse im Fernmeldemuseum beim Herrn Oberst, die Geschichte mit der Soldatenschule in Enns und noch so ein paar andere interessante Ereignisse aus meinen Reisen. Mich hat gewundert, dass der sich das wirklich alles so gut gemerkt hat. Alle haben aber ganz gespannt seinen Ausführungen gelauscht und irgendwann ist er auf das eigentliche Thema zu sprechen gekommen. Er hat gemeint, dass das doch eine ganz tolle Sache wäre, wenn wir im Rahmen der einhundert Jahresfeier vom Radio mit diesen Informationen ein paar nette Berichte machen würden. Zu meinem Erstaunen waren alle von dieser Idee hellauf begeistert und so ist es anschließend erst so richtig losgegangen. Alle haben kreuz und quer mögliche Ideen in den Raum geworfen, der Robert hat alles auf der Tafel notiert und ich bin mit dem Aufschreiben gar nicht mehr nachgekommen. Zu all dem hat er mir auch immer wieder seine Notizen in die Hand gedrückt und ich war schon mal mit meiner ersten Aufgabe als Praktikantin ein wenig ordentlich herausgefordert.

Das Thema ist im Laufe der Zeit immer konkreter geworden. Das Team hat sich nur mehr damit beschäftigt, welche Inhalte dabei am spannensten für die Zuhörer wären und wie man dieses am besten angreifen könne. Wie erklärt man das Thema so, dass es verständlich und spannend ist? Welche Informationen sind wichtig? Wer könnte dazu interviewt werden? Wann wird welches Thema zu welcher Uhrzeit gesendet und wann wiederholen wir das Ganze um es noch mehr Höhrern zu unterbreiten? Alle haben ihre Ideen eingebracht und am Ende stand ein ganz genauer Plan fest, wer was recherchiert, wer Interviews führt und wer den Beitrag produziert. Was mich besonders beeindruckt hat, war die Teamarbeit. Jeder konnte etwas beitragen, und oft wurden Ideen spontan weiterentwickelt. Einer warf zum Beispiel ein Thema in den Raum, das auf den ersten Blick gar nicht so interessant wirkte, aber durch die allgemeine Diskussion entwickelte sich daraus dann doch noch ein spannender Beitrag. Am Ende der Sitzung hatten alle ihre Aufgaben für die nächste Zeit bekommen und es wurde noch mal der genaue Zeitplan für die nächsten Tage durchgegangen.

Dieser erste Einsatz in der Redaktionssitzung hat mir einen ganz neuen Blick auf das Radio gegeben. Mir wurde klar, wie viel Arbeit, Planung und Kreativität in jeder Sendung steckt und wie wichtig Kommunikation und Zusammenarbeit sind. Was da oftmals spontan und locker klingt, ist in Wirklichkeit das Ergebnis einer intensiven Vorbereitung und einem Team, das versteht, in eine gemeinsame Richtung zu arbeiten und dadurch den Auftrag auch positiv erfüllen zu können.

Robert und ich sind dann anschließend mit einem ganzen Stapel Papier zurück in die Kantine marschiert und haben alles erst mal im Kopf ein wenig sacken lassen. Für heute ist auch kein weiterer Arbeitseinsatz mehr angestanden, denn mit der eigentlichen Arbeit werden wir uns morgen in aller Ruhe beschäftigen.


Podcast-Erklärung und Informationen zum Thema


Informationen zu der Grafik

Standort des neuen Fotos (2025)Studio Radio Wien
Titel eingearbeitetes altes BildEinjähriger Betrieb im Studio Linz der Sendergruppe ‘Rot-Weiß-Rot’: Programmdirektorensitzung. Von links nach rechts: Andreas Reischek, Diplom Ingenieur Gottfried Wolfrats-berger, Ingenieur Walter Hofer, Siegfried Dobretsberger; Alfred Schwetz; Chefingenieur Friedrich Löffler, Programm-direktor Emmerich Zillner und Ingenieur Erich Schueller.
Datierung1950
Archiv | Urheber altes BildÖsterreichische Nationalbibliothek

Die Bilder der Originalausstellung sind im Format Format 120x90cm / Leinwand auf Keilrahmen / von echtleinwand | Wien produziert worden.

www.echtleinwand.at

Wir bedanken und für die musikalische Untermalung der fünften Reise bei

STAFAN WAGNER

Band : STAFAN WAGNER GROUP

Titel: “New Atlantis”

http://stefanwagnergroup.at/


Die ganze Reise findet ihr unter www.zeitreisende.at


Wenn euch die Grafiken unserer Reise gefallen haben, würden wir uns auch über eine kleine Spende freuen.

Besten Dank, das Team von Photographics






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