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Tagebucheintrag 3/018-Wp05


“Die Wege im Boden”

Copyright 2021 by Photographics | Matthäus Häupl, Wien

Der Oberst runzelte die Stirn. „Ja, das wäre in der Tat ein Problem!“. Aber eine kriegerische Auseinandersetzung wäre ohnedies kein Kindergeburtstag. Und ein Rückzug wäre in einem Ernstfall ohnedies kein Thema. Außerdem sind die einzelnen Bunkeranlagen über Gänge miteinander verbunden. Diese Gänge wurden mit Tarnnetzen oder Ästen und dergleichen abgedeckt, sodass man diese nicht so leicht erkennen konnte. So konnte man Hunderte Meter unterirdisch und in relativer Sicherheit gehen und zu einem weiter entfernten Bunker ausbrechen. Würde es einem Angreifer gelingen, die Bunkeranlage einzunehmen, wäre dies natürlich sehr unangenehm. Das wäre aber relativ schnell gegangen, nicht wie bei einer wochenlangen Burgbelagerung im Mittelalter, die alleine aufgrund der ausgegangenen Lebensmittel mit der Kapitulation der Soldaten geendet hätte. Die besiegten Ritter damals aber wurden ausnahmslos getötet. In der neueren Zeit werden besiegte Soldaten einer offiziellen Armee in Kriegsgefangenschaft übergeben, wo es ihnen zwar auch nicht sehr gut ergehen würde, aber immerhin dürfen sie überleben.

Unser Wurzenpassbunker wurde ja erst ab 1963, also nach dem zweiten großen Krieg erbaut. Dies war ein Teil des damaligen Landesverteidigungskonzeptes, um Österreichs neues, vertraglich ausverhandeltes autonomes Staatsgebiet verteidigen zu können und somit auch die vertraglich vereinbarte Neutralität überhaupt durchzusetzen, falls wieder irgendjemanden in Europa einfallen sollte, Österreich zu annektieren. Glücklicherweise kam es nicht zu weiteren solchen Vorfällen. Wer weiß, ob es welche gegeben hätte, wenn diese Anlage nie gebaut worden wäre.

Die Landesverteidiger haben auch die Wurzenpassbunker genutzt, als unser Ex-Nachbarland Jugoslawien in einem blutigen Bürgerkrieg zerfiel. In dieser Situation hätte es schnell einmal passieren können, dass fremde Truppen über unsere Grenze kommen. Der Bunker wurde also präventiv gebaut. Er wurde so errichtet, dass unter der Prämisse der Geheimhaltung, die wiederum Garant dafür ist, dass der Standort sicher nicht geheim bleibt, eventuelle Angreifer schon zuvor wissen, dass sie über dieser Route keinesfalls einfallen können. Es wäre demnach nicht möglich gewesen, ein solch großes Projekt dem Nachbarland zu verbergen. Jeder am Bau beteiligte Arbeiter oder dessen Familie hätte absolut dichthalten müssen. Auch der immense Verbrauch an Material der nicht militärischen Zulieferfirmen und vieles mehr wäre Geheimdienstmitarbeitern aufgefallen.

Natürlich waren damals einige Dinge tatsächlich geheim. So standen z. B. einige technische Raffinessen, die für die damalige Zeit revolutionär waren, unter strenger Geheimhaltung.

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Informationen zu der Grafik

Standort des neuen Fotos (2021)Kampfdeckung
Titel eingearbeitetes altes BildInfanterie Soldaten
Copyright | FotografBundesheer/MINICH
Archiv | Urheber altes BildHBF | Österr. Bundesheer

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